Das spanische Rechtssystem

Rechts- und Justizsymbole

Seit Urzeiten hat der Mensch versucht die Probleme des Zusammenlebens mittels Rechtsnormen zu organisieren. Unzählige dieser Gesetze wurden schriftlich festgehalten aber viele dieser Grundprinzipien haben sich auch in der Kunst widergespiegelt und sind auch heute noch Ausdruck menschlicher und juristischer Ideale. Man braucht in den Justizpalästen nur etwas genauer hinzuschauen. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was diese ganzen Symbole eigentlich bedeuten?

Das Porträt des Königs von Spanien in den Gerichtssälen

In allen Gerichtssälen in Spanien kann man das Porträt des Königs vorfinden. Die Justiz geht zwar vom Volke aus aber wird im Namen des Königs von den Richtern verwaltet. Urteile ergehen daher nicht im Namen des Volkes, sondern im Namen seiner Majestät des Königs.

Die Eiche

Ursprünglich sprach man an heiligen Orten Recht. Das war oft in den Bergen unter freiem Himmel oder im Schatten einer Eiche. Die Eiche stand durch das harte Holz und das spät fallende Laub für Unsterblichkeit. Auch galt die Eiche als Wohnsitz des Donnergottes Thor. Man sah in diesem Baum daher eine Verbindung zwischen der Erde und dem Himmel und der Angeklagte akzeptierte so besser die Entscheidung des Richters.

Die Sonne

Das Gesetz als Quelle des Lebens und des Lichts. Es ähnelt daher der Sonne. Häufig wird dies durch Uhren oder Hähne dargestellt, die an den Himmelskörper erinnern.

Die Schlange

Symbol der Vorsicht und Weisheit. Für gewöhnlich wird die Schlange alleine abgebildet oder kriechend auf einem Schild oder Spiegel, als Ausdruck der Beziehung zwischen Vorsicht und Wahrheit.

Der Löwe

Die Macht des Herrschers. Sehr oft findet man den Löwen auch als Stütze am König- oder Kaiserthron.

Die Waage

Inbegriff und Symbol der Justiz als solches. Der Richter hat seine Entscheidung und das Für und Wider der Interessen abzuwägen, bevor er das Urteil spricht. Schon im alten Ägypten war die Waage der Gerechtigkeit Bestandteil des Totengerichts, in dem Ib und Maat abgewogen wurden.

Das Gesetzbuch

Das Gesetzbuch oder auch Codex ist mit der Waage und dem Schwert das häufigste Symbol an einem Gericht. Obwohl man denken könnte, dass es ein einfaches Gesetzesbuch ist, welches Regeln und Vorschriften beinhaltet, ist es seit dem XVIII Jahrhundert jedoch viel mehr. In einem modernen Sinne ist ein Codex nicht nur ein einfaches Buch, sondern ein Konzept der Justiz, des Rechts und des Staates. Das Gesetzbuch enthält ein säkularisiertes und gleiches Recht für alle und ist rationaler Ausdruck der Legislative. Der Gesetzgeber lässt —wie es bislang immer geschehen war— kein Freispiel mehr für willkürliche Entscheidungen der Richter.

Alles befindet sich im Gesetzbuch und ist systematisch und geometrisch miteinander verbunden.

Gleichzeitig erreicht man auf diese Art und Weise ein sprachliches, kulturelles und rechtliches Ganzes. Alle unterschiedlichen Rechte und Regelungen, die bis dato existierten, werden abgeschafft und vereinheitlicht. Als bestes Beispiel hierfür gilt der Code Civil Napoleons oder Code Napoléon, das französische Zivilgesetzbuch aus dem Jahre 1804.

Zeus

Zeus ist der Gott des Lichts und des Donners. Er übt die göttliche Justiz aus. Wird er als alter Greis dargestellt möchte man die Weisheit hervorheben.

Die Erinnyen

Ganz selten kann man die Gestalt einer oder mehrerer Frauen betrachten, die Schlangen in den Haaren haben. Es handelt sich hierbei um die Erinnyen, die griechischen Rache- und Schutzgöttinnen der sittlichen Ordnung. Sie entsprechen den römischen furiae. Sie erscheinen immer zu dritt um sich rastlos und erbarmungslos an den Verbrechern zu rächen, insbesondere Mörder und Blutschänder. Sie schlagen ihr Opfer mit Wahnsinn oder auf viel blutrünstigere Weise. Die Erinnyen befinden sich bevorzugt in der Nähe der Strafkammern und symbolisieren den Schutz der sozialen Ordnung und die Bestrafung des Schuldigen.

Themis

Die Göttin der sittlichen Ordnung und des Gesetzes. Diese Göttin der Justiz ist die bekannteste überhaupt. Sie hält eine Waage, ein Schwert und ein Schild in ihren Händen und hat verbundene Augen. Die Waage ist die ausgeglichene Entscheidung des Richters, die durch das Schwert (als Symbol der Gewalt) gestützt wird. Denn eine gerechte Entscheidung ohne Rückhalt ist zwecklos. Ein Urteil muss durchgesetzt werden. Und genauso verhält es sich auch umgekehrt, da bloße Gewalt ohne Ausgeglichenheit (die Waage) keiner Gerechtigkeit nachkommt. Themis hat verbundene Augen um die Unparteilichkeit der Justiz zu signalisieren. Vor dem Gesetz sind alle gleich. Das Schild letztendlich steht in Verbindung mit dem Schwert und bedeutet den Schutz der sozialen Ordnung.